Auch wenn ich in der 5. Folge meiner Artikelreihe “Ich bin zurück” geschrieben habe, dass ich jetzt ins Marketing gewechselt bin, hat dieser Ausflug nur 5 Monate angehalten. Und: Mein Engagement mit der US-Firma in Kirkland wurde im April beendet. Genau so schnell, wie man einen Job bekommet, “Können Sie schon nächsten Montag?”, genau so schnell stehst Du wieder dem freien Arbeitsmarkt zur Verfügung. “You are fired”. Bleibt ein Rückblick. Und mit dem Abstand von 6 Wochen ein Rückblick mit weniger Emotionen.
Wer die ganze Geschichte lesen will, dies ist der 6.Teil. Am Ende des Artikels sind die Links zu den fünf Vorherigen.
Vorbei
Eines habe ich in meinen “alten” Jahren gelernt. Junge Leute, die in Manager-Positionen sitzen, vertragen keine Kritik. “Das wusste ich noch nicht” ist vielleicht die banalste Antwort. Manchmal bekommst Du nicht die Wahrheit übermittelt. Die unterschiedliche Kultur veranlasst den amerikanischen Kollegen überhaupt nicht darüber nachzudenken. Ich erledige meinen Job. Das was mir aufgetragen wird. Nicht mehr. Nicht weniger. Mit den nötigen Emotionen. “It’s amazing”. Gemeinsames Klatschen. Feierabend. Tschüss. Diskussion ja. Kritik? Kommt darauf an. “Es lag nicht an Dir”. Trotzdem hat der Mohr seine Schuldigkeit getan. Und Du weißt immer noch nicht, warum Du eigentlich gehen durftest. Wenn innerhalb von 2 Jahren die Mitarbeiterzahl verdreifacht wird, kommt es natürlich vor, dass neue Manager-Ebenen entstehen. Dieses schnelle organische Wachstum bringt so manche Probleme mit sich. Was gestern noch als richtig galt, ist morgen Schnee von gestern. Viele Europäer, insbesondere wir Deutschen kommen mit diesen Kultur Schocks nicht zurecht. Mir hat das nichts ausgemacht. Ich liebe Änderungen. Aber ich kann nicht verstehen, wie mit Mitarbeitern umgegangen wird. Es waren einmal 4 MVP’s, die bei BitTitan ihr Geld verdient haben. Jetzt ist es nur noch einer. Und das in der schwierigen Zeit einer Transformation, den hier hat BitTitan bereits jetzt angesetzt. Nicht mehr nur die klassische Migration, sondern die Automation. Von außen ist also so eine Entscheidung nicht zu ergründen. Und von bestimmten Personen bekommst Du keine Antwort (mehr).
Was also habe ich mitgenommen?
Zum einen, dass die Amerikaner keine Ahnung von der deutschen Kultur haben. Zum Anderen haben Sie trotz der Hilfsmittel in Outlook immer noch Probleme außerhalb ihrer Zeitzone. Was die Adaption von neuer Software angeht, können wir Deutsche uns aber auch eine Scheibe abschneiden. Nach dem Motto “Just Do it” wird bei einer Mittelstandsfirma einfach ein Programm wie “Microsoft Teams” ausprobiert und für gut erachtet. Geht ganz schnell. Und kam Ultra gut an im Marketing. Was ich damit sagen will: technische Innovationen bei einer technischen Firma. Passt. Was mir nicht gefällt: Die Lobhudelei auf Personen. Auf Ereignisse wie 1 jähriges, 2 jähriges bei der Firma. Über Produkte. Über Personen. Dieses typische “Amazing”. Und mittlerweile ist mir auch klargeworden: Bei den meisten ist “der, die, das” schon wieder vergessen, nachdem das “Amazing” den Mund verlassen hat. Viele Ex-Kollegen waren/sind sehr oberflächlich. Kollegen aus dem europäischen Raum haben da ein anderes Verhältnis. Ist wohl auch eine Kulturfrage. Über Land und Leute kann ich nicht viel sagen. Waren ja immer nur ein paar Tage/Wochen. Ich habe auch etwas mitgenommen. Die Sprache. Viele Vokabel. Jeden Tag ein paar neue. Ich habe immer noch Schwierigkeiten, meinen Burger selbst zusammen zu stellen. Dazu war ich zu selten vor Ort. Mein Wortschatz hat sich wesentlich verbessert. Keine Angst vor fremden Leuten: Einfach drauf los reden. Und kein Mensch verbessert Dich. Es sei denn, Du forderst jemanden dazu auf. Mittlerweile gibt es den MVPKaffeklatsch nicht nur in deutscher Sprache, sondern die ersten Ausgaben in englischer Sprache. Und im Marketing? Eine ganze Menge, denn die letzten Monate waren nicht mehr Exchange und Co. bei der Migration mein Hauptthema, sondern Marketo , On24 und Co. Auch hier muss an bestimmten Stellen tricksen. Den “fast”-Perfektionismus eine Exchange Servers haben diese Produkte noch nicht erreicht. Mitgenommen habe ich aber auch die Erkenntnis, was Du zum zweiten Mal anfasst, nicht noch einmal manuell durchführen. Automatisierung mit verschiedenen Cloud Produkten. So sind meine sozialen Netzwerkaktivitäten zum größten Teil automatisiert. Und ich kann meine Zeit den wichtigen Dingen widmen.
Was folgt?
Ich bin offen. Für fast alles. Für die Rente ist es mir persönlich noch zu früh. Aber Bits und Bytes möchte ich auch nicht mehr anfassen. Dazu habe ich zu viel Erfahrung. Es muss also schon eine Firma sein, die sich mit der Cloud beschäftigt. Mit der richtigen, was heißen soll, ich bin noch für über ein Jahr Microsoft MVP und möchte diesen Titel auch behalten. Also Azure und Office 365. Deutschland, Europa, USA? Der Standort ist mir eigentlich egal, ein Umzug kommt für mich nicht in Frage, denn mit den richtigen Produkten kannst Du von überall in der Welt arbeiten. Ich kann begeistern. Ob in der Community oder in einem Business-Meeting. Wer also ein gescheites Produkt oder Dienstleistung im Portfolio hat, der kann sich gerne melden.
Teil 1: Mein erster Arbeitstag
Teil 2: Meine erste Arbeitswoche
Teil 3: nach drei Wochen
Teil 4: Nach neun Monaten
Teil 5: Ich bin zurück
Hallo Hans, hire+fire in Reinform. Aber Hauptsache, Du hast für Dich trotzdem viel in diesen Monaten mitgenommen und Dich weiterentwickelt. Vielen Dank für die offenen Worte in diesen 5 Artikeln – hat sich gut gelesen, fand ich spannend.
Und mit Deiner Erfahrung und den credentials wird sich bestimmt was spannendes für die Zukunft finden.
Viele Grüße
Harald
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